Plakat der Jazzwerkstatt No.1

Das Archiv der Jazzwerkstatt Peitz wird der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig übergeben und in die dortige Sammlung integriert. Somit wird ein bedeutendes Kapitel der Kulturgeschichte der DDR für die Nachwelt konserviert und dadurch die Bedeutung des Festivals hervorgehoben. Der Mitbegründer und bis 2023 Kurator des Jazzfestivals

Ulli Blobel schreibt in seiner Projektbeschreibung:

Die jazzwerkstatt Peitz wurde 1973 in der Karpfenstadt Peitz in der Lausitz gegründet. Das Festival entwickelte sich rasant, wurde im Sommer zu einem Open Air mit bis zu 3000 Besuchern, daher der
Begriff Woodstock Am Karpfenteich zur Marke wurde. Mehrere CDs, auch DVDs und zwei Bücher sind unter diesem Titel erschienen.

Heute ist die jazzwerkstat Peitz das älteste Jazzfestival in den Neuen Bundesländern, eines der ältesten in der Bundesrepublik überhaupt (nur ein Jahr jünger als das Moers Festival). Ungewollt protestierten wir gegen das SED-Regime. Der Druck der nach und nach auf uns junge Festivalmacher ausgeübt wurde, erzeugte Gegendruck, Protest. Der Verbotshammer der Diktatur prasselte mit viel Getös‘ 1982 auf die jazzwerkstat nieder. Schluss mit ungezwungener Hörfreude.

Auch weitere Aktivitäten im Lande wurden mir untersagt. Die jazzwerkstat Peitz war nicht nur musikalischer Aufbruch, sie war vor allem auch Medium des Widerstandes und frühzeitiger Wegbereiter der Veränderungen in der DDR.
In 2024 begehen wir 35 Jahre Friedliche Revolution. Schon frühzeitigten Keimten Ideen für diese in weiten Teilen unseres Publikums. 1989 waren viele von ihnen ganz unmittelbar als Wortführende dabei.

Erst 2007 reaktivierte sich die jazzwerkstat, zunächst in Berlin, 2011 dann auch in Peitz. Das Festival entwickelte sich, auch Dank zunehmender Unterstützung, gut. Inzwischen fndet auch eine Staffelstabübergabe stat, Ulli Blobel übergibt das Programm in Peitz der Kuratorin Marie Blobel. Anlässlich der Übernahme der Publikationen und der Musikaufnahmen als nationales Kulturgut durch die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) in Leipzig gestalte ich, gemeinsam mit der DNB und mit der Stifung Orte der Deutschen Demokratiegeschichte in Frankfurt am Main als Kooperationspartnern, ein mehrtägiges Festivalprogramm mit Konzerten, Podien für kulturpolitische Themen und Workshops.

Das Programm ist anspruchsvoll, es spiegelt die in Peitz gesetzten thematischen Schwerpunkte wider. Aus typischen Free Jazz Kaskaden, a la Brötzmann, entwickelten sich konzeptionelle Spielweisen des zeitgenössischen Jazz, in frühen Jahren mit Alexander von Schlippenbach, Manfred Schoof u.a., heute mit Peter Ehwald, Julie Sassoon, Silke Eberhard und vielen Protagonisten der Berliner Szene

In der Anlage fnden Sie einen LOI der Deutschen Natonalbibliothek, der die Veranstaltung Ende September 2024 aus der Sicht der DNB beschreibt. Ich freue mich über den Schulterschluss mit meinen Partnern und Förderern.

Aus Anlass der Übernahme meines Archivs in die Sammlungen der Deutschen Nationalbibliothek veranstalten wir in deren Räumen in Leipzig ein jazzwerkstat special.
Auch diese zusätzlichen Formate haben schon Tradition, so fand das erste jazzwerkstat special in Palermo, eins in London und zwei in New York statt.
Das Programm sieht namhafte Musikerinnen und Musiker aus ganz Deutschland, aus dem europäischen Ausland, aus Japan und den USA vor. Das Programm wird im Juni 2024 veröffentlicht werden.

In Leipzig fühlen wir uns am richtgen Ort: neben von hier ausgehenden richtungsweisenden Konzerten in der damaligen DDR (siehe das Buch von Bert Noglik Jazzwerkstat in Gespräch), den Leipziger Jazztagen über viele Jahre hinweg, wollen wir in der Nikolaikirche, dem revolutonären Ort der Wende, in der Stiftung Friedliche Revolution und in der DNB Konzerte durchführen.

Ulli Blobel,
im April 2024

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